In meiner künstlerischen Praxis untersuche ich Fiktionen auf ihre Realitätstauglichkeit.
Ich suche nach Erfahrungen, die mir meine Realität vorenthält und schaffe Räume, in denen diese Erfahrungen verfügbar und für eine möglichst breite Öffentlichkeit zugänglich sind. Es geht mir darum, Rahmungen herzustellen, wo chaotische Bilderfluten das Bewusstsein überschütten. Durch repetitive Arbeitsprozesse stabile Strukturen zu schaffen, wo sonst das Vergessen vorherrscht. Flüchtige Momente einzufangen und durch Schichtung solcher Momente die Erzählung davon zu intensivieren. Situationen zu provozieren, in denen Raum eingenommen und umgedeutet wird.
Meine Arbeit besteht größtenteils in der Bewegung von Objekten, um kollektive Erfahrungsräume zu schaffen. Daraus ergibt sich meine Affinität zur kollaborativen und kuratorischen Praxis. Die Flüchtigkeit dieser Bewegungen feiern, erheben, glorifizieren, bling bling, kultivieren, einfangen, aufbewahren, vervielfältigen und teilen. Kontexte schaffen, an denen das Teilen möglich wird und die performative Zerstörung des Materials dokumentiert wird. Und obwohl die photografische und filmische Dokumentation das Platzproblem teilweise löst, kann sie die Objekte und Bewegungsmomente nicht ersetzen.
Denn mich interessiert genau diese Spannkraft zwischen der Sinnlichkeit von Räumen und der Mobilität ihrer
narrativen Dokumentation. Die digitalen Medien sind transportabel und niederschwellig zugänglich. Und meine Arbeiten sind ausgewählte Anordnungen, die den Betrachter dazu auffordern, die eigene Position zu beleuchten und ihre inhärenten Bewegungsmöglichkeiten auszuloten. Dieser Moment meines Kontrollverlusts der Situation interessiert mich am meisten. Denn frei nach dem Motto „ich sehe was, was du nicht siehst“, eröffnen sich mir neue Blickwinkel durch die Akteure des Geschehens, auch wenn sie sich selbst nur als Betrachter wähnen. Diese nomadische Transformation suche ich, in der sich eine Fiktion in einer unvorhersehbaren Realität manifestiert.
Sophia Mix, Dezember 2017