Genitalienische Landschaft

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Genitalienische Landschaft Sophia Mix Wald
Genitalienienische Landschaft Sophia Mix Raum
Genitalienische Landschaft Sophia Mix Boden
Genitalienienische Landschaft Sophia Mix Detail
Genitalienienische Landschaft Sophia Mix Raum hoch
Ausstellungsaufbau HotSpot Lisa Legain Sophia Mix
Ausstellung Genitalien Sophia Mix
Ausstellung Hot Spot Sophia Mix
Katalog Front Sophia Mix und Josef Panda
Katalog Impressum Sophia Mix und Josef Panda
Katalog Rückseite Sophia Mix und Josef Panda
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Genitalienische Landschaft
Textil, Teppich und Schaumstoff
6m x 4m x 5m (variabel)
2023

Katalog und Kuration: Josef Panda und Sophia Mix
Fotos: R.Schittko

Wie Lasalle sagt, ist und bleibt die revolutionärste Tat, immer das laut zu sagen, was ist“ – Rosa Luxemburg.

Beim Nähen meiner genitalienischen Topografie wurde ich gefragt, warum ich keine Schambehaarung an meiner Arbeitgestaltet habe. Ich bekam daraufhin einen Flash back:
Ich bin fünf Jahre alt und sitze mit zwei Frauen in einem Nebenraum meines Kindergartens. Ich weiß nicht, warum ich alleine hier bin und warum ich nicht mit den anderen spielen darf. Die Frauen wollen irgendwas von mir, sie waren schon mal da. Diesmal haben sie mir Puppen mitgebracht. Doch die Puppen haben komische Fadenhaare unter den Armen und zwischen den Beinen. Und große Penisse und Vulven. Das weiß ich, weil ich doch gestern mit meinem Papa baden war und ihn gefragt habe. Meine neueste Erkenntnis war dabei, dass Mädchen und Jungs unterschiedliche Teile zwischen den Beinen haben. Und das habe ich dann meinen Freundinnen im Kindergarten erzählt. Und eine hat es ihrer Mama erzählt. Und die hat es einem Polizisten erzählt. Und dann kam die Polizei in den Kindergarten und hat mich zum Penis von meinem Papa befragt und dann musste mein Papa ausziehen und meine Mama hat viel geweint. Ich spiele also Baden mit den Puppen und merke, wie die Frauen wieder ungeduldig werden, wie beim letzten Mal auch. Eine der Frauen fragt mich wieder, was in der Badewanne passiert ist. Ich wiederhole ihr, dass es Penisse gibt und Vulven. Sie rollt ein Papier zu einem Phallus, steckt es mir in die Hand und fragt mich, was ich mit dem Penis gemacht habe. Ich fange an, das Papier zu zerknüllen, um es dem Naturphänomen eines nicht erigierten Gliedes ähnlicher zu gestalten, doch auch das frustriert die Frau und sie nimmt es mir wieder weg. Sie gehen und kommen zum Glück nicht mehr wieder. Heute denke ich, das war wohl meine erste bildhauerische Arbeit. Die Frustration des Publikums auszuhalten, um der Wahrheit zu dienen.
Nun begeben sich Menschen in die Brüsteberge, auf die Venushügel und unter die Peniswolken. Ein Gefühl von Geborgenheit und Unbehagen steigt in mir auf. Ich wünsche mich zurück in den Zustand, als Brüste Orte meiner Unwissenheit waren, Penisse die Phänomene einer entdeckungsreichen Welt und Vensulippen die Decken meiner Unbefangenheit. Eine paradiesische Kleinkindutopie. Und der Wunsch nach einer Sexualität, in der es um Entdeckungen geht, der Topografie von Körpern, mehr als um die pornografische Performance einer Heteronormativität, die mich langweilt und frustriert.