Autor: Sophia Mix

CV

*1985 Würzburg


Ausbildung

2015–2016 Meisterschülerin bei Bjørn Melhus, Kunsthochschule Kassel
2015–2009 Studium der Bildenden Kunst im Fachbereich Bildhauerei, bei Carl-Emanuel Wolff, Martin Honert, Diplom bei Wilhelm Mundt, Hochschule für Bildende Künste Dresden
2013–14 Auslandsaufenthalt an der École nationale supérieure des Beaux-Arts de Paris bei Tania Bruguera
2007–2009 Tischlerlehre, Schreinerei Schilling, Frankfurt am Main
2005–2007 Studium der Philosophie, Politikwissenschaft und Europäischen Ethnologie/Völkerkunde, Philipps-Universität Marburg und Julius-Maximilians-Universität Würzburg

Preise und Stipendien
2023 Publikumspreis beim Live Vertonungswettbewerb Schmalfilmtage, Dresden
2023 Hot*Spot Ausstellungsförderung der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen und der Stadt Dresden
2020 Stipendium „Denkzeit“ der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen
2017 Stipendiatin des Goldrausch Künstlerinnenprojekts, Berlin
2016 Projektförderung „NYX“ der Stadt Dresden, Amt für Kultur und Denkmalschutz
2013/14 Stipendium des DFJW für Studienaufenthalt in Paris
2012 Förderung „AKA Bella“ durch die Stiftung Liebelt Hamburg

Ausstellungen und Performances (Auswahl)
2023 Hot*Spot, Kuration und Partizipation, Rockefeller Center for Contemporary Arts, Dresden (K)
2023 Montagscafe Festival, Installation Als-Ob-Center, Staatsschauspiel Dresden
2022 At.tension #9, Kulturkosmos Müritz
2022 Staunt Festival, Chemnitz
2022 Montagscafe Festival, Reportage für die New Dresden Daily Zeitung, Dresden
2022 Hot Topic, Veröffentlichung einer Kurzgeschichte, Marian Arndt Verlag, Lesung im Conne Island, Leipzig
2021 be*part, Atelier Montez, Rom (IT)
2021 Freie Kunsthalle, Lügenmuseum, Radebeul
2021 Political Art Days, objekt klein a, Dresden
2021 Tele Mutante – Episode 2, Neues Schauspiel Leipzig
2020 Fokus Festival, Görlitz
2020 3.KunstRaum/ ArtSpace „Alte Bürger“, Bremerhaven
2020 Soundscout, Deutschlandfunk, online
2019 Trotztdem – Alles Gute zum 100jährigen Frauenwahlrecht, Hole of Fame, Dresden (K)
2019 SzeneZeigen, Festival der Darstellenden Künste, Laucha a.d.Unstrut
2018 Theater und Tapas – Schule der Moral, ehemaliges Frauengefängnis SOEHT 7, Berlin
2017 Goldrausch 2017, Studio 1, Berlin (K)
2017 Ortstermin 17 – Protest, Galerie Nord, Kunstverein Tiergarten, Berlin
2017 Equinox – eine Fassadeninszenierung zwischen Orient und Okzident, KuLe, Berlin
2017 Funplastic, City Gallery des Kunstverein Wolfsburg
2016 Examen 16, documentaHalle, Kassel
2015 Small, Kunstraum Super, Wien
2014 Swap It, Motorenhalle, Dresden; Mi casa es tu casa, Galerie San Cristo, Havanna, Kuba
2012 AKA BELLA – Reiseausstellung und Auktion, Schute – ehemaliges Forschungsschiff der Galerie für Landschaftskunst, Hamburg
2011 Fragile Helden, Kunstverein Lola Montez, Frankfurt am Main; Die Einzigen Fremden seid doch Ihr!, Hellerau – Europäisches Zentrum der Künste Dresden (K)

Künstlerischer Werdegang

2023 „Nothing special edition“, Album mit 13 Liedern, Klarinette und E-Bass, Leipzig
2023 „no mountain high enough“ – Tour mit NaN und Granateze, AZ Conni Dresden, Siebenhitze Greiz, Xon Xan Xop Leipzig, Chili Hausham, Glockenbachwerkstatt München, Cafete Bern, Club Alpha Schwäbisch Hall, Standard Würzburg
2023 Schaukeln und Sonnensegel, 6.Prohliser Theatersommer, Dresden
2022-24 GTA Theater, Sabel Oberschule, Freital
2022 Chorleitung, Atelier Frauenvielfalt, Meißen
2022 Genussgang, Kuration eines Kunstspaziergangs, Zauberer Zappalott, Architekturbüro Arnold, Milchhof, Schmiede 14a, Würzburg
2022 Tour mit NaN und Granateze, Tipi Leipzig, Lokomov Chemnitz, Der Halle Dresden, Wagenplatz Weimar, AJZ Erfurt, Karnak Kassel,
Blo-Ateliers Berlin, Kirche Großpötzschau, Mokry Hamburg, Essgarten Winkelsett
seit 2022 Organisation, Kulturcafe, Stadtkulturhaus, Freital
2021 Konzert in UnserAllerWald, Tagebau Garzweiler II, Lützerath
2020 Karotten-Dildo-Schnitz-Workshop, Maljam Jumble, objekt klein a, Dresden
2020 Konzert beim NMZKD, Neumarkt, Dresden
2019 „Diva Daneben“, Album mit 11 Liedern, Waschbrett, Trompete und Kontrabass, Dresden
2019 Komposition von Theatermusik für „Darüber spricht man nicht“ an Bayrischen Schulen, Würzburg
2019 Womad – World of music and arts festival, Boston (UK)
2019 Szene Zeigen, Festival für Darstellende Künste, Orgateam, Laucha a.d.Unstrut
2019 Raumkon – Zukunftsschutzgebiet, Standort Neumarkt, Dresden
2015-19 Roadmanagerin für die Künstlerin Erika Stucky, Zürich (CH)
2013-15 Kuration der Kulturveranstaltungsreihe Stolle33, Dresden
2014 „Real life quality“, Album mit 12 Liedern, Kontrabass, Lüneburg
2008/09 Gründungsmitglied der EquizaBar, Frankfurt am Main
2011 „Katzenmusik“, Album mit 13 Liedern, Schlagzeug und E-Bass, Darmstadt
2006 Praktikum bei Steinmetz A. Murtikar, Varanasi, Indien
2004/05 Kuration des 1. und 2. Liedermaching Festival Würzburg, Akw!, Cafe Cairo, Würzburg
2002 Kuration des 1.Würzburger Kunstfrühling, Cafe Cairo, Würzburg
2000 Drehbuch und Inszenierung des Theaterstücks „Lebenswelten“, Cafe Cairo, Würzburg
1992- 2005 Mitwirkung an jährlichen Produktionen im Theater am Neunerplatz, Theater Chambinzky und Werkstattbühne, Würzburg

Pressetext Diva Daneben

DIVA DANEBEN

Sophia Mix performt Softpunk, eingängige Melodien mit komplexen Texten. Aka Diva Daneben singt sie Pöbelballaden über das Leben, rote Fäden weben und wieder auftrennen, weil wir wuchsen. Sie wildert leidenschaftlich in den Stilen, die ihre Lieder mit Sanftheit und mancher musikalischen Überraschung füllen; textet deutsch und englisch, spielt Gitarre und Akkordeon mit Einflüssen aus Blues, Anti-Folk und Punk. Vero begleitet sie an der Klarinette, Alma am Schlagzeug.

Hier ein Kurz- Interview vom Dlf:

https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2020/01/20/soundscout_sophia_mix_aus_dresden_drk_20200120_1638_1ba0d4fa.mp3

Auf Bandcamp:

https://smix.bandcamp.com/album/nothing-special-edition

Und hier mein aktuelles Video:

https://www.youtube.com/watch?v=7MjfvvRTLvo

Contact/ Impressum

Sophia Mix
Bergstr.30
04315 Leipzig
sophiaswelt[at]gmx.de

©2017 ff. S.Mix

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Katalogtext von Nana Kogler

MULTIDILETTANTISCHE STRATEGIEN
Eine Behauptung, und dann passiert etwas.(1)

Wenn ich heute die Effekte künstlerischer Autonomie in Berlin zu finden suche, droht mir das den Tag zu versauern. Wäre da nicht Sophia Mix angereist, die uns alle retten wird: Prolls und Punks, Mädchen und Tiere, Clowns und Konsorten – alle, denen das Tun großen Spaß macht, das Zuhören und Anfassen. Das großzügige Wesen von Sophia Mix speist sich aus unermüdlichen Quellen. Flüsse von Begegnung und Aktion müssen nicht in Kunstwerken enden. Denkmäler hat sie allemal gemacht. Gegen den Strom, der nach Alter, Sex und korrekten Installationen fragt, spielt sie humorvoll Pralles. Mit ihren Songs, Trashclips und Moving Objects wird sie ein Jahr von Goldrausch gefördert. Yeah. Ich bin froh, dass sie mich gebeten hat, einen Text zu schreiben, der auf sie selbst eingeht. Ihre verdinglichte Seite ist in diesem Katalog ohnedies erfahrbar.

Ihr Werk ist rar – wütend und konkret, eingebettet in den Kontext ihrer Sprache. Das freie Theater strömt ihr durch den Körper. Da hat sie ihr Publikum mitzudenken gelernt. Heute zählt das präzise Schauspiel zu einer ihrer vielen Strategien.
Multimedial zu arbeiten macht es Künstlerinnen nicht leicht. Das hat nichts von seinem Schrecken eingebüßt, seit Andrian Piper in ihrem Essay On wearing three hats (2) auf die häufig fehlende Anerkennung mehrerer Professionen aufmerksam gemacht hat. Doch Sophia Mix stört sich nicht an erschwerten Bedingungen. Alles marschiert gleichzeitig auf, um zu bellen. Gern sucht sie den öffentlichen Raum, um ihre bildgewordenen Fragen in die Menge zu werfen. So nennt sie sich Multidilletantin (3), singt fragile Punkhymnen und kuratiert Konzertreihen und Festivals im Marlene-Engel-Stil (4), unaffektiert. Sie arbeitet dilettantisch im Sinne des Lustprinzips: um sorglos neue Medien zu erschließen und die eigene Position zum Umdenken aufzufordern.

Ihre neueste Arbeit ist ein komisches Stück Inklusion geworden. Im Kurzfilm NYX (2017) ist alles selbst gemacht. Sie hat Finanzielles, Dramaturgisches und Technisches über einen Sommer lang zusammengetragen. Mit minimalem Budget zeigt der kurze Essayfilm ein Kostümbild der Extraklasse und beschwört eine Vision herauf, die ich so nur im hedonistischen Umfeld der Bar25 erwartet hätte. Sophia hat ihren Freundeskreis portraitiert, wie er feiert, spielt und rennt. „Womit mal wieder belegt ist, dass nur das, was nah am Herzen ist, es irgendwie bringt und jedes ausgedachte Zeug ist eben nur ausgedachtes Zeug.“ (5) NYX schert sich nicht um Kohärenz und noch weniger um Lifestyle-Fragen. In den Tieren die Natur des Menschen zu erkennen, vielleicht ist das die zentrale Idee dieses Films. Aber er ist auch ein Stück audiovisuelle Literatur über Frauenbilder, Anderssein und der Suche nach dem Ursprung – Fragen, die letztlich Welten bilden.

Nana Kogler

(1) Vgl. Henrike Naumann, interviewt von Nina Scholz, in: Hate Magazin, 22.10.2015, http://hate-mag.com/2015/10/interview-henrike-naumann-und-the-museum-of-trance/
(2) Adrian Piper, On wearing three hats, Vortrag an der Brandeis University, Waltham 1996, online unter: http://www.adrianpiper.com/docs/WebsiteNGBK3Hats.pdf
(3) Siehe hierzu: Schreibweise Dilletantin/Dilettantin in: Wolfgang Müller, Geniale Dilletanten, Merve Verlag, Berlin 1981
(4) Mehr zu Marlene Engel unter: https://thegap.at/der-buergerkurator-marlene-engel-im-portraet/
(5) Wolfgang Tillmans in: If one thing matters – a film about Wolfgang Tillmans, 2008, https://vimeo.com/14087355, 1:00:00

Artist Statement

In meiner künstlerischen Praxis untersuche ich Fiktionen auf ihre Realitätstauglichkeit.
Ich suche nach Erfahrungen, die mir meine Realität vorenthält und schaffe Räume, in denen diese Erfahrungen verfügbar und für eine möglichst breite Öffentlichkeit zugänglich sind. Es geht mir darum, Rahmungen herzustellen, wo chaotische Bilderfluten das Bewusstsein überschütten. Durch repetitive Arbeitsprozesse stabile Strukturen zu schaffen, wo sonst das Vergessen vorherrscht. Flüchtige Momente einzufangen und durch Schichtung solcher Momente die Erzählung davon zu intensivieren. Situationen zu provozieren, in denen Raum eingenommen und umgedeutet wird.
Meine Arbeit besteht größtenteils in der Bewegung von Objekten, um kollektive Erfahrungsräume zu schaffen. Daraus ergibt sich meine Affinität zur kollaborativen und kuratorischen Praxis. Die Flüchtigkeit dieser Bewegungen feiern, erheben, glorifizieren, bling bling, kultivieren, einfangen, aufbewahren, vervielfältigen und teilen. Kontexte schaffen, an denen das Teilen möglich wird und die performative Zerstörung des Materials dokumentiert wird. Und obwohl die photografische und filmische Dokumentation das Platzproblem teilweise löst, kann sie die Objekte und Bewegungsmomente nicht ersetzen.
Denn mich interessiert genau diese Spannkraft zwischen der Sinnlichkeit von Räumen und der Mobilität ihrer
narrativen Dokumentation. Die digitalen Medien sind transportabel und niederschwellig zugänglich. Und meine Arbeiten sind ausgewählte Anordnungen, die den Betrachter dazu auffordern, die eigene Position zu beleuchten und ihre inhärenten Bewegungsmöglichkeiten auszuloten. Dieser Moment meines Kontrollverlusts der Situation interessiert mich am meisten. Denn frei nach dem Motto „ich sehe was, was du nicht siehst“, eröffnen sich mir neue Blickwinkel durch die Akteure des Geschehens, auch wenn sie sich selbst nur als Betrachter wähnen. Diese nomadische Transformation suche ich, in der sich eine Fiktion in einer unvorhersehbaren Realität manifestiert.

Sophia Mix, Dezember 2017