Zartbitter
Fair Trade Schokolade
26 x 7 x 5 cm
2011
mit einer Materialspende von Rapunzel realisiert
Stills aus:
Zartbitter – Dresden im Dezember
5:50 min.
2012
Das Multiple „Zartbitter“ wird in einer nahrungsmittelechten Silikonform hergestellt und aus Fair Trade Schokolade gegossen. Es ist innen hohl, deshalb sehr zerbrechlich und hitzeanfällig.
Zu der Schokoladenplastik gibt es eine handgefertigte Verpackung mit Rückenstütze, Aufhängung, Produktionsetikett und verschweißter Klarsichtfolie, die eine Präsentationsform auf Augenhöhe an der Wand ermöglicht. Die Plastik kann auch freistehen, entbehrt dann allerdings ein wenig ihren Produktcharakter.
Ein Video von 2012 dokumentiert die Aktion, in der mit einer versteckten Kamera die Reaktionen der Supermarktbesucher aufgezeichnet wurden und mit Tonaufnahmen von Vertriebsgesprächen unterlegt wurden
Genitalienische Landschaft
Textil, Teppich und Schaumstoff
6m x 4m x 5m (variabel)
2023
Katalog und Kuration: Josef Panda und Sophia Mix
Fotos: R.Schittko
Wie Lasalle sagt, ist und bleibt die revolutionärste Tat, immer das laut zu sagen, was ist“ – Rosa Luxemburg.
Beim Nähen meiner genitalienischen Topografie wurde ich gefragt, warum ich keine Schambehaarung an meiner Arbeitgestaltet habe. Ich bekam daraufhin einen Flash back:
Ich bin fünf Jahre alt und sitze mit zwei Frauen in einem Nebenraum meines Kindergartens. Ich weiß nicht, warum ich alleine hier bin und warum ich nicht mit den anderen spielen darf. Die Frauen wollen irgendwas von mir, sie waren schon mal da. Diesmal haben sie mir Puppen mitgebracht. Doch die Puppen haben komische Fadenhaare unter den Armen und zwischen den Beinen. Und große Penisse und Vulven. Das weiß ich, weil ich doch gestern mit meinem Papa baden war und ihn gefragt habe. Meine neueste Erkenntnis war dabei, dass Mädchen und Jungs unterschiedliche Teile zwischen den Beinen haben. Und das habe ich dann meinen Freundinnen im Kindergarten erzählt. Und eine hat es ihrer Mama erzählt. Und die hat es einem Polizisten erzählt. Und dann kam die Polizei in den Kindergarten und hat mich zum Penis von meinem Papa befragt und dann musste mein Papa ausziehen und meine Mama hat viel geweint. Ich spiele also Baden mit den Puppen und merke, wie die Frauen wieder ungeduldig werden, wie beim letzten Mal auch. Eine der Frauen fragt mich wieder, was in der Badewanne passiert ist. Ich wiederhole ihr, dass es Penisse gibt und Vulven. Sie rollt ein Papier zu einem Phallus, steckt es mir in die Hand und fragt mich, was ich mit dem Penis gemacht habe. Ich fange an, das Papier zu zerknüllen, um es dem Naturphänomen eines nicht erigierten Gliedes ähnlicher zu gestalten, doch auch das frustriert die Frau und sie nimmt es mir wieder weg. Sie gehen und kommen zum Glück nicht mehr wieder. Heute denke ich, das war wohl meine erste bildhauerische Arbeit. Die Frustration des Publikums auszuhalten, um der Wahrheit zu dienen.
Nun begeben sich Menschen in die Brüsteberge, auf die Venushügel und unter die Peniswolken. Ein Gefühl von Geborgenheit und Unbehagen steigt in mir auf. Ich wünsche mich zurück in den Zustand, als Brüste Orte meiner Unwissenheit waren, Penisse die Phänomene einer entdeckungsreichen Welt und Vensulippen die Decken meiner Unbefangenheit. Eine paradiesische Kleinkindutopie. Und der Wunsch nach einer Sexualität, in der es um Entdeckungen geht, der Topografie von Körpern, mehr als um die pornografische Performance einer Heteronormativität, die mich langweilt und frustriert.
Mondkalender
Aluminium, Lack, Lindenholz, Gesso, Hasenleim, Pigment/ Eitempera
60 cm x 60cm
2023
Nichts beeinflusst unser Verhältniszur Sexualität so sehr und so subtil wie unser christliches Erbe; in der weibliche Sexualität, Abtreibung, anale Praktiken, Masturbation oder Experimenten mit psychoaktiven Pflanzenverdammt wurden,wie es im „MalleusMaleficarum“ des deutschen Inquisitors Heinrich Kramer 1486 geschrieben steht. Um mir aber die archaischen Bilder und Kräfte der prähistorischen Matriarchate wieder anzueignen, die lange unterdrücktwurdenund an die ich hoffendglaube, habe ich eine Mondgöttin entworfen, ausgestattet mit Machtsymbolen verschiedener Kulturen. Sie trägt einen Heiligenschein aus Mondphasen, der mit 28 Tagendie 13 Monate langen Jahreder alten Kulturen widerspiegelt, der sich als Zeitrechnung an den Menstruationszyklen von weiblichen Körpern orientiert. Denn unsereKörper sind die „Räume politischen Handlungsvermögens und kritischen Widerstands gegen Normalisierung“schreibtPaul B.Preciado 2001 in seinem Buch TestoJunkie.
Mit der Technikder Fassmalerei auf Holz knüpfe ich an christliche Darstellungen Heiliger an. Und heilig ist, was heilsam ist. Und heilsam ist es, unsereBedürfnisse nach körperlicherNähe genauso so wie nach Essen, Trinkenund Schlafen als natürlich wahrzunehmen und liebevoll mit ihnen umzugehen.
Herausgeber*in: Staatsschauspiel Dresden
Redaktion: Wanja Saatkamp, Maike von Harten, Sophia Mix & Ina Weise
Auflage: 250 Stk.
NEW DRESDEN DAILY ist ein Reenactment der historischen Tageszeitung THE DRESDEN DAILY, die zwischen dem 3. Februar 1906 und dem 10. Juli 1910 fast täglich erschien. Sie war damals die erste englischsprachige Tageszeitung in Deutschland! (einsehbar unter digital.slub-dresden.de). Die Inhalte der NEW DRESDEN DAILY entstehen in kollaborativer Zusammenarbeit mit den Gästen des Montagscafé. Sie erscheint seit 2022 im jährlichen Turnus.
M
Lehm, Holz, Weiden, Stroh, Wachs, Linoleum, Isolationsfolie, Schokolade, Wasser, Johanniskrautöl, Weihrauchharz, Salbei, Muscheln, Perle
230 x 300 x 200 cm
2015
Mit der Hilfe meiner bezaubernden Assistentin Hai An Le
und einer Materialspende der Firma Ferenc Toth realisiert
M ist der 13. Buchstabe des lateinischen Alphabets. Er hat sich aus dem protosemitischen Ideogramm für Wasser und dem phönizischen Mem entwickelt, das ebenfalls Wasser bedeutet. Als Abkürzung steht es im Französischen für Mère (Mutter) und Monsieur (Herr), in der Nautik für eine Seemeile, im römischen Zahlensystem für das Zeichen 1000, in der Medizin für Musculus (Muskel), in der Physik für Magnetisierung, in der Mathematik für Menge und Mega (das Millionenfache), in der Astronomie für die absolute Helligkeit und für viele weitere Begriffe.